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Vom 29. April bis 7. Mai 2017 fand die erste deutschsprachige Kreuzfahrt der LGBT-Community
(Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender und Intersexuelle), durchgeführt von TUI Cruises unter dem Namen „Rainbow Cruise“ auf der Mein Schiff Herz statt. 9 Tage lang ging es von Mallorca nach Malta mit Stopps und Partyprogramm.
Wie ist die Premiere von TUI Cruise bei den Passagieren und der LGBT-Community angekommen?
Im Vorfeld der Kreuzfahrt überlegte sich die Marketingabteilung von TUI Cruises einen AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) konformen Titel für die LGBT Kreuzfahrt und ein Titelbild für die Werbekampagne.
Jürgen Drensek (Reisereporter) formuliert es so:
„Daher auch TUI´s frühzeitiges Hinwenden zum schwammigeren Begriff „Rainbow Cruise“. Im politisch korrekten Würge-Sprech heißt es LGBT. Also Lesben sollen genauso willkommen sein wie Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle. Und spätestens da gaben die Marketingleute auf. Muskel-bepackte Popeye-Matrosen auf dem Prospektmaterial und den Anzeigen dürften in die Analen der peinlichsten TUI Cruises Werbemotive eingehen.“
Buchungen
Die Buchungen für die Rainbow Cruises verliefen leider nicht so wie bei den Heavy Metal Kreuzfahrten von TUI Cruises. 6 Wochen vor Beginn der Kreuzfahrt wurden auf z.B. sun-cruises.de Innenkabinen für 799 Euro (statt 1.445 Euro) pro Person – inklusive Flügen und Transfers – angeboten. Reisebüros gaben Ihre Kontingente mangels Nachfrage zurück.
Die letzten 300 Plätze wurden als Last Minute Buchungen günstiger als die Frühbucher Reisen an Destination Interessierte verkauft. Als PEP und Expedienten Reise wurde die Kreuzfahrt auf den mir bekannten Seiten und Reisebüros nicht angeboten.
Passagiere
In Szene Magazinen berichten Passagiere, dass auch die ca.150 Hetero Pärchen und die 10 Kinder an Bord nicht weiter auffielen. Es gab ein gutes und teilweise lustiges Miteinander während der Reise. Natürlich gab es vereinzelt Reisende, denen das Motto der Kreuzfahrt vom Reisebüro nicht mitgeteilt wurde und die nicht sonderlich zufrieden waren. Auf den bekannten Bewertungsportalen habe ich keine negativen Kommentare dazu gefunden.
Willkommensgeschenk von ORION
Am Anreisetag erhielt jeder Passagier Handschellen aus Plüsch, Kondome und Gleitcreme. Auf jeder Kabine stand ein Karton von Orion, dem Partner von TUI Cruises, mit diversen Sextoys. Das Bordkonto wurde mit 30 Euro belasteten, wenn die Box geöffnet wurde.
Von den 1700 Passagieren an Bord der Mein Schiff 2 waren nur 350 Frauen. Diese konnten auf einem eigens für sie reservierten Deck unter sich sein.
„Es gab einen hohen Männeranteil. Der Altersdurchschnitt lag so bei Mitte 40“, berichtet der MZ Reporter Ingo Thor. „An Deck liefen Klassiker von Boney M. und den Violent Femmes.“ so Thor.
Beim Konzert von Conchita Wurst, dem Highlight der Rainbow Cruise, wurden nicht alle Gäste in das Theater gelassen da es dann überfüllt gewesen wäre. Conchita Wurst gab leider kein zweites Konzert. Weitere Künstler an Bord waren WestBam, Tim Fischer, DJ Hildegard, Comedian Kay Ray, Entertainer Sven Ratzke und Travestie-Ikone Elke Winter.
Einen offiziellen Darkroom, der sonst häufig Bestandteil von GAY Kreuzfahrten ist, gab es nicht, erklärt Pressesprecher Torben Knye von TUI Cruises.
Während der Kreuzfahrt hat ein Team vom ZDF für die Sendung „Hallo Deutschland“ das schwule Paar Ken und Peter begleitet. Die beiden haben bei einem Gewinnspiel von TUI Cruises eine Hochzeit an Bord der Mein Schiff 2 während der Rainbow Cruise gewonnen. Was Ken und Peter auf dieser Kreuzfahrt alles gesehen haben und mit ihrer Trauzeugin Gloria Viagra erlebt haben, zeigt ein wirklich toller Beitrag.
Getränkeverbrauch
400 Flaschen Champagner wurden während der Kreuzfahrt getrunken. Neben den 3.000 Inklusiv-Litern Wein wurden 3.700 Flaschen kostenpflichtiger Wein verzehrt. Der Sektverbrauch war mit 2.500 Flaschen doppelt so hoch wie üblich. Gin und Wodka gingen dreimal so häufig über die Theke, berichtet der TUI Cruise blog.
Was sagt TUI Cruises zur Rainbow Cruise 2017 auf der Mein Schiff 2?
Außergewöhnlich hoch war die Anzahl der Alleinreisenden: rund 200 Kabinen waren nur mit einer Person belegt. Wybcke Meier, CEO von TUI Cruises: „TUI Cruises hat mit der Rainbow Cruise, der ersten deutschsprachigen Kreuzfahrt für die LGBT-Community und ihre Freunde ein Zeichen für Vielfalt und Offenheit gesetzt. Darauf sind wir stolz.“
Mein Fazit:
Themenkreuzfahrten sind im Trend. Eine LGBT Kreuzfahrt auf einem großen Kreuzfahrtschiff durchzuführen ist meiner Meinung nach nicht vorteilhaft und birgt das Risiko, das Schiff nicht voll zu bekommen. Kabinen dann zum Dumping Preis an Nicht-Zielgruppen-Interessierte zu verkaufen, fördert die Missstimmung bei den Zielgruppen.
Das Angebot des Musik und Unterhaltungsprogramm finde ich gut gewählt. Bei einer etwas anderen Werbestrategie (Popeye-Matrosen ) würde sich sicherlich auch das Verhältnis von Männern und Frauen an Bord verändern.
In einigen Foren wurde das Personal als „nicht offen“ für die LGBT-Szene bezeichnet. Dieses Phänomen gibt es auf allen Themenkreuzfahrten und lässt sich auch nicht vermeiden.